TAUFE JESU

Evangelium nach Lukas (3,15-16.21-22):

 

Die Taufe Jesu. Der Himmel hat sich geöffnet! Gott hat sich an Jesus gewendet, hat ihn angesprochen, hat ihn bestätigt als seinen „geliebten Sohn“. Der Himmel hat sich geöffnet und zwar während Jesus betet, sich an Gott wendet, seine Beziehung zu Gott aktiv und bewusst lebt, in und durch diese Taufe. Diese Taufe hat sein Leben geändert.

Auch wir sind getauft. Hat diese Taufe für uns eine ähnliche Bedeutung wie für Jesus? Höchstwahrscheinlich nicht. Wir waren ein Baby, noch praktisch unbewusst, ohne eine Ahnung von Gott und von uns selbst. Die Taufe eines Baby hat an erster Stelle eine Bedeutung für die Eltern, die - indem sie ihr Kind taufen lassen - den Wunsch äußern, dass ihr Kind Christ wird, an Gott glauben wird und deswegen das Versprechen geben, dass sie ihr Kind so erziehen werden, dass es tatsächlich den Weg zu Gott finden kann.

Am Anfang des Christentums, in den ersten paar Jahrhunderten, war das noch anders. Damals wurden noch keine Kinder getauft, nur Erwachsene. Und für sie war das tatsächlich ein einschneidendes Ereignis, das ihr Leben änderte.

Die Taufe war der Eintritt in eine „Gemeinde“, d.h. in eine neue Lebensform, die sich von den Lebensformen der heidnischen Umwelt grundlegend unterschied. Sie bedeutete Abkehr von den Göttern und Dämonen der heidnischen Gesellschaft. Im Leben der Neugetauften konnte nichts so bleiben, wie es vorher gewesen war. Sehr viele heidnische Berufe kamen für die Christen nicht mehr in Frage:

Lehrer hatten ja Texte mit Göttergeschichten durchzunehmen, Bildhauer und Maler hatten Götterfiguren darzustellen, Beamte mussten bei den Göttern schwören. Schauspieler, Gladiatoren, Zuhälter, Astrologen und Traumdeuter wurden als Taufbewerber nur zugelassen, wenn sie ihren Beruf aufgaben. Es war verpönt, Gladiatorenspiele und Tierkämpfe zu besuchen, sich an heidnischen Prozessionen und Schauveranstaltungen zu beteiligen oder bei öffentlichen Speisungen und Gastmählern - zum Beispiel an den kaiserlichen Feiertagen - mitzuessen.

Die Neugetauften wuchsen in eine Gemeinde hinein, in der Menschen ihr Leben miteinander verknüpften, einander die Lasten trugen und verantwortlich füreinander handelten. Seit dem 2. Jh. musste der Taufbewerber einen Bürgen vorweisen, der für die Ernsthaftigkeit seiner Umkehr einstand. Er hatte an einem 3-jährigen Taufunterricht teilzunehmen. Folgerichtig konnte im Leben des Neugetauften nichts so bleiben, wie es vorher gewesen war.

Wir sind auch getauft, aber dadurch geschah nicht eine Kehrtwende in unserem Leben. Es änderte sich vorläufig noch nichts. Mit 14 ungefähr, haben wir uns firmen lassen und so bestätigt, dass wir auch selbst das wünschen, was unsere Eltern damals bei unserer Taufe gewünscht haben. Wir haben bestätigt, dass wir zu Jesus und zu Gott gehören wollen. Aber vielleicht waren wir auch dann noch zu jung und haben die Tragweite davon noch nicht einschätzen können.

Vielleicht wird es uns heute wieder bewusst, hier in dieser Messfeier? Vielleicht trifft es uns jetzt, dass Gott immer wieder zu uns sagt: „Du bist mein geliebter Sohn, meine geliebte Tochter! Du bist mein Kind. Gut, dass du da bist! Du gehörst zu mir.“ Vielleicht öffnet sich auch für uns der Himmel und werden wir uns bewusst, welche Konsequenzen das für unser Leben, für unsere Lebensweise hat. Das Fest der Taufe Jesu fordert uns dazu heraus. Wir sind und bleiben Gottes geliebte Kinder. Ja, wir dürfen sogar den Satz umdrehen und zu Gott sagen: "Du bist mein geliebter Vater. An dir finde ich Gefallen. Du bist mir wichtig und wertvoll.“ Und ich überlege, wie ich das in meiner Lebensweise zeigen kann.

Zum Archiv